Mehr als 110 Akteure der Abwasserbranche referierten und diskutierten über die Energiewende auf Kläranlagen.
Am 14.09.2023 trafen sich auf Einladung der BITControl GmbH aus Nattenheim mehr als 110 Akteure aus der Abwasserbranche, aus Verbandsgemeindewerken, Abwasserverbänden, Ingenieurbüros und Behörden zu einem fachlichen Austausch zur Energiewende in der Abwasserreinigung. Die Tagung fand im Robert-Schumann-Haus mit herrlicher Aussicht über die Stadt Trier statt.
Kläranlagen gelten gemeinhin als die größten Energieverbraucher der Kommunen. Daher sind Maßnahmen zur Energieeinsparung, Aufbau erneuerbarer Erzeugungskapazitäten und letztendlich der Minimierung des Strombezuges in diesem Sektor von besonderer Bedeutung. In einem Impulsvortrag zeigte Professor Mark Oelmann von der Hochschule Ruhr West die Voraussetzungen und Potenziale für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz auf Kläranlagen. Er betonte, wie wichtig es ist, bei diesen Maßnahmen das Betriebspersonal mitzunehmen und dessen Sachverstand zu nutzen. In verschiedenen Vorträgen wurden die Einsparpotenziale auf Kläranlagen aufgezeigt. Ein Vergleich des durchschnittlichen Energieverbrauches auf Kläranlagen und bereits erreichter Einsparungen z.B. auf den Kläranlagen von Trier, Zweibrücken und Pirmasens zeigt hier ein Potenzial von fast 40 %. Auf Kläranlagen kann Strom und Wärme zuallererst durch die Nutzung des selbst produzierten Klärgases aus der Schlammbehandlung genutzt werden. Hierdurch lassen sich schon etwa 70 % des Strombedarfes und der gesamte Wärmebedarf einer größeren Kläranlage decken. Der restliche Strombedarf wird dann durch Photovoltaikanlagen gedeckt. Durch diese Kombination ist die Kläranlage der Stadt Trier bereits seit einigen Jahren energieneutral. Hierbei spielt auch der Einsatz künstlicher Intelligenz eine bedeutende Rolle.
Kläranlagen sind über die Deckung des Eigenbedarfes hinaus jedoch auch in der Lage, mehr Strom zu produzieren, als sie verbrauchen, da mitunter große Dachflächen und auch Freiflächen auf dem Kläranlagengelände zur Verfügung stehen. Die Nutzung und Vermarktung dieses Überschussstromes nahm auf der Tagung großen Raum ein und wurde intensiv diskutiert. So kann der überschüssige Strom in einem Bilanzkreis innerhalb einer Kommune von anderen Liegenschaften verbraucht werden. Die Kommune produziert dann zu einem großen Teil ihren eigenen Strom und kann so seine Stromkosten deutlich reduzieren. Verschiedene Verbandsgemeinden arbeiten daran, einen Bilanzkreis einzurichten. Leider legt auch hier noch die Bürokratie einige Steine in den Weg, wie Harald Guggenmos von der VG Schweich sehr anschaulich und unterhaltsam darstellte. Die Verbandsgemeinden Konz, Schweich und Ulmen sind hier trotzdem schon weit vorangeschritten. Letztendlich überwog auch hier die Zuversicht, dass der Bilanzkreis für die Kommunen ein sehr interessanter Modell ist, regenerative Energiekapazitäten innerhalb der Kommune massiv auszubauen und so den eigenen Strombedarf sehr weitgehend selbst zu decken.
BITControl hatte zu der Tagung eingeladen, um an Praxisbeispielen zu zeigen, dass Energieneutralität auf Kläranlagen machbar ist. Die vorgestellten Beispiele aus der Region zeigen auch, dass die Anlagenbetreiber in der Eifel und den angrenzenden Regionen in der Digitalisierung, im fachlichen Austausch und auf dem Pfad zur Energieneutralität sehr aktiv und auch schon sehr weit gekommen sind. Schließlich zeigen die Akteure, die einen Bilanzkreis bilden wollen, wie die Energiewende für die Kommunen wirtschaftlich interessant und gewinnbringend umgesetzt werden kann.